Wer in der Vergangenheit auf Internet-Satellitenbildern die süddeutschen Landschaften überflog, entdeckte im Bereich von Städten oft eigenartige, diamantförmige Bodenflächen. Diese optischen Merkmale, die Baseball Diamonds, verrieten unmissverständlich die Präsenz amerikanischer Streitkräfte. Es handelte sich dabei um die charakteristischen Baseball- und Softballplätze aus Rasen und Sand (Fair Territory) in den Kasernen und Wohngebieten. Schon vor oder zu Beginn der 1950er Jahre richteten die US-Truppen in ihren Kasernen, auch in Augsburg, entsprechende Sportfelder her. Weitere Sportanlagen deutscher Herkunft (auch Turnhallen) befanden sich fast immer in nächster Nähe. Diese stammten jedoch meist aus der Erbauungszeit der eingenommenen Wehrmachtskasernen und wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von den alliierten Streitkräften wohlwollend übernommen.
Sport war ein wesentlicher Bestandteil der militärischen Fitness, aber auch der Schulkultur („Augsburg Apaches“) sowie des privaten Freizeitvergnügens innerhalb wie außerhalb der Wohnanlagen. Er belebte also mindestens drei Bereiche der Military Community.
Wenn auch die meisten Sportarten in der deutschen Ausübung gleich waren, so zeigten einige typisch amerikanische Disziplinen die Unterschiedlichkeit der Sportwelten zwischen der Garnisonsstreitkraft und dem politischen Gastgeberland. Amerikanischer Sport war ein auffallender Spektakel für alle Deutschen, die sich den Kasernen und US-Wohnsiedlungen näherten oder in deren Umgebung zuhause waren. Sie konnten dabei das Miteinander unterschiedlicher Rassen feststellen, denn der amerikanische Sport förderte das nationale Zusammengehörigkeitsgefühl in einem fremden Kulturkreis. Auch die Teilnahme in deutschen Vereinen stärkte das internationale Verständnis auf sehr unpolitische Weise.
Wie in den meisten Garnisonen waren die Augsburger Sporteinrichtungen nahezu ausschließlich innerhalb der Kasernenbereiche und in der Regel nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. In der südlichen Sheridan Kaserne konnte der langgestreckte Wiesenstreifen für vielfältige Sport- und Festdarbietungen genutzt werden („Athletic“ bzw. „Dawson Field“). Turnhallen gab es sowohl dort wie in der Reese, Flak und in der Gablingen Kaserne. Am Nordflügel des Reese Recreation Centers konnte man sich bei einer Verleihstelle Skis und Kanus für den individuellen Freizeitsport mieten.
Der ständige Standort- und Personenwechsel erschwerte wie überall den langjährigen Aufbau von Turniermannschaften. Dennoch bildeten sich in der Augsburger Garnison Mannschaften wie die Augsburg Bulls (Football), Mustangs (Basketball), Augsburg Gators (Baseball), Lions (Rugby) oder The Falcons (Football), letztere schon 1956 zur Airborne-Zeit. Bekannte Top-Größen unter den populären Spieldisziplinen sorgten für tausende von Zuschauern z.B. in der Sheridan Kaserne.
Die Liste der ausgeübten Sportarten ist vielfältig. Herausragend waren die typisch amerikanischen Disziplinen wie American Football und Base- bzw. Softball. Daneben zählten Basketball, Volleyball, Golf, Tennis, Ringen, Bowling, Boxen, Gymnastik und Leichtathletik, Marathon („Augsburg Wandering Club“) und sogar Rodeo-Veranstaltungen zur Reihe der Sportbetätigungen. Die alte Bowlinghalle in der nördlichen Reese Kaserne wurde nach dem Bau des neuen Sheridan Bowling Centers zu einer Rollschuhbahn mit Schnellimbiss umgebaut (1983). Erwähnenswert sind auch der Rod & Gun Club (Fischen und Jagen), Skateboard oder der Cross Country Club (Moto-Cross) mit seinen früheren Geländerennen im „Deuringer Panzerkessel“.
In den 1970/80er Jahren baute das Corps of Engineers an die Turnhallen der Kasernen Racketball-Hallen, ein Spiel ähnlich wie Squash, das Ende der 1920er Jahre in den USA entwickelt wurde. Tennisplätze befanden sich in der Reese und Flak Kaserne, in der Sheridan Kaserne (auf dem „Athletic Field“ und beim Offizierskasino) sowie in der Gablingen Kaserne bei den westlichen Hangars.
Als eigenständige Sportkultur und zur Anfeuerung der Zuschauer erfreuten stets die jungen Mädchen der Cheerleaders. Spätestens bei ihrem Auftreten spürten die Einheimischen, daß amerikanischer Sport doch eine Unterhaltungskomponente mehr inne hatte als der deutsche. Ein Schwerpunkt des Augsburger Sportwesens waren die späten 1960er und 1970er Jahre. Es soll auch an den jeweiligen Generälen gelegen haben, welchen Stellenwert der Sport in der Augsburg Community zu ihrer Zeit einnahm. Öffentliche Auftritte und Wettkämpfe mit Augsburger Sportmannschaften wurden bis in die letzten Jahre der Truppenpräsenz wahrgenommen. So fand um 1990 auf dem Rathausplatz ein Boxwettkampf des Nachrichtendienstes gegen eine Augsburger Betriebsmannschaft statt, offensichtlich von einem nahe gelegenen Sportgeschäft initiiert.
Auf gesellschaftlicher Ebene entwickelten sich Tanzsportarten wie Square Dance („Bavarian Stompers“) oder Rock´n´Roll, was die Vielfalt des amerikanischen Kultureinflusses in der Stationierungszeit deutlich machte. Sogar der Theatervorraum des Reese Recreation Center diente mit einer Ausstattung von Spiegeln und Wandstangen als Ballett-Übungsraum. Die gesellschaftlichen Verflechtungen zwischen Augsburgern und Amerikanern setzten bei sportlichen Betätigungen und Wettbewerben vielerlei Akzente, die unter den Beteiligten bis heute unvergessen sind.
Einige der amerikanischen Sportarten haben sich - fast unbemerkt - schon lange in und um Augsburg mit deutschen Mitgliedern etabliert und werden mit ausgeprägter Leidenschaft authentisch gepflegt. Der Transfer des amerikanischen Lebensgefühls hat auch nach dem Kalten Krieg und unter manch anti-amerikanischen Stimmungen bunte Spuren bis heute erhalten.
Siehe auch: Standort Augsburg > Kultur und Freizeit > Golf Club Bavarian Hills
