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Der Labor Service

 

Nach dem Kriegsende 1945 sahen sich die amerikanischen Streitkräfte in Deutschland vor erheblichen Problemen gestellt: Einerseits mußten die eigenen Kriegsteilnehmer baldmöglichst in ihr heimatliches Zivilleben zurückgeführt werden, andererseits aber bedurfte eine unüberschaubare Zahl von Militäreinrichtungen ihrer Bewachung. Dabei handelte es sich um sämtliche beschlagnahmten Bauten und Liegenschaften, die zur weiteren Besatzung Deutschlands erforderlich erschienen. Die Bewachung all dieser Objekte hätte den in Deutschland verbliebenen Teil der US-Truppen überfordert, zumal die im Lande vorherrschenden Zustände eine straffe Wachstellung zwingend machten. Gleiche Probleme stellten sich den britischen und französischen Streitkräften.

Bereits im Laufe des Jahres 1944 hatte der Stab der US Forces European Theater (USFET) mit dem Exilstab der polnischen Armee einen Vertrag ausgehandelt, um nach der Befreiung polnischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter diese als Arbeitskräfte für einen militärischen Arbeitsdienst (Labor Service) anzuwerben. Damit sollten die regulären Streitkräfte entlastet werden. Ab Mai 1945 schon wurden erste Wachkompanien des "Military Labor Service" (Polish) zur Bewachung der riesigen Kriegsgefangenenlager sowie von Sammellagern für NS-Inhaftierte eingesetzt. Selbst bis zu 30.000 Wachmänner aus unterschiedlichsten Ländern Europas reichten für die Wachaufgaben der US-Streitkräfte in Deutschland nicht aus. Weitere Aufgaben verlagerten die Amerikaner an die neu aufgebauten Stadtpolizeien, die sich jedoch personell als zu schwach erwiesen und noch im Herbst 1945 keine Schußwaffen tragen durften. So erteilten die örtlichen Militärregierungen die Genehmigung für zusätzliche Wachleute aus den Reihen ehemaliger Wehrmachtssoldaten und aus dem Zivilbereich. Diese wurden in Augsburg den Polizeirevieren zugeteilt, von dort eingesetzt und beaufsichtigt. Dieses System bewährte sich jedoch nicht.

Infolge dieser Problematik und einer Reduzierung der ostländischen Wachmänner durch deren Rückkehr in ihre Heimat bzw. Auswanderung nach USA, wollte man mit der Gründung einer "Industrie Polizei" (Industrial Police) im Jahr 1946, die anfänglich noch den Polizeidirektionen, und ab 1947 der U.S. Military Police unterstellt war, die Bewachungsanforderungen besser abdecken. Die Wachmänner (deutsche Zivilangestellte) mit den auf den weißen Helmen aufgebrachten Initialien "IP", wurden bereits mit Karabinern des Typs 30 M 1 ausgestattet und trugen dunkelblau eingefärbte US-Uniformen. Sitz der Augsburger Industrie Polizei war die Holbeinstraße 12. Doch schon im Mai 1947 wird die Industrie Polizei wieder aus der Verantwortung der Military Police genommen und in Schwaben der 53rd Labor Supervision Company, einem US-Aufsichtsorgan für Augsburg, Kaufbeuren und Sonthofen, unterstellt.

Das Ausbildungsprogramm der Industrie Polizei umfaßte neben Waffenlehre am Karabiner 30 M 1 die Kleider- und Gerätepflege, Erste Hilfe, Höflichkeit, Wach- und Sicherheitspflichten, Befehlsgewalt und Einschränkungen, Bekämpfung von Unruhen, Gesundheitspflege und persönliche Hygiene, Standortvorschriften, Gebrauch der englischen Sprache, Persönliches Benehmen, Brandbekämpfung und -verhütung, Nachrichtenvermittlung und Berichterstattung von Vorfällen.

 

Bei Beginn der Berlin-Blockade 1948 wurde begonnen, die Industrie Polizei aufzulösen und Teile davon in die neu gegründete "Labor Service" Organisation zu überführen, wo sie sich bei den Flugzeugentladungen in Berlin besonders auszeichneten und ein sehr positives Ansehen bei der US-Armee erwirkten. Im Herbst 1950 wurde der Zusammenschluß von Industrie Polizei und Labor Service vollendet.

1950 erfolgte damit auch in Augsburg die Umbenennung und Umbildung in "Labor Service" mit den Dienststellen 6930th Labor Service Center sowie 4008th und 4079th Labor Service Company. Die Mannschaftsstärke dieser Einheiten betrug etwa 400 Mann. Zur Bewachung kamen alle militärische Anlagen in und um Augsburg, aber auch Versorgungsstellen, Freizeiteinrichtungen wie der Apollo-Club am Zeugplatz sowie Privatunterkünfte der US-Offiziere. Der Gablinger Flugplatz galt als "Vacant camp" und wurde von einer Hundestaffel bewacht. Zur Verfügung standen US-Armeefahrzeuge mit LS-Kennzeichnung auf der Stoßstange. Der Gehalt eines Labor Service-Mannes lag zwischen 186 (Rekrut) und 325 DM (Sergeant), ein amerikanischer Soldat kostete jedoch den Streitkräften bereits 2000 DM. Bezahlt wurden die Labor Service-Leute aus den Besatzungs- und Verteidigungskosten.

 

                                                  Appell im Lager an der Sommestrasse.

 

CG´s (Civilian Guards) in der Reese Kaserne. Im Hintergrund der Gaskessel Oberhausen (Mitte) sowie die St. Thaddäus Kirche in Kriegshaber (rechts).

 

      Koch Britzelmeier im Reese-Lager (Bild links). Die gleiche Stelle nach 50 Jahren (Bild rechts).

 

Die ersten beiden LS-Kompanien wurden in der Flak Kaserne aufgestellt. 1951 entstand in der Reese Kaserne an der Sommestraße ein Barackenlager mit 18 Gebäuden, das erst im Sommer 1990 abgerissen wurde. Auch in Gablingen ist östlich der Bahnlinie ein Barackenlager samt Hundezwinger-Anlage installiert worden. Die billig errichteten Gebäude wiesen zum damaligen Zeitpunkt einen bescheidenen, aber dennoch beachtlichen Komfort auf und verfügten sogar über einen eigenen Clubraum für die Freizeit. Daneben gab es eine eigene 20 Mann starke medizinische Versorgungsabteilung.

Alle Labor-Service-Leute (jetzt in graublauen Uniformen und mit den Initialien CG für "Civilian Guard" auf den Helmen) mußten sich regelmäßig auf US-Schießplätzen der Waffenausbildung unterziehen und an Feldübungen teilnehmen. Dies führte in der Öffentlichkeit bisweilen zu Boykottierungen und nächtlichen Übergriffen, da man (sowohl den IP-) wie den LS-Leuten die frühzeitige Remilitarisierung unter fremder Flagge übel nahm und sie sogar als Söldnertruppe der USA betrachtete. In ihren Arbeitsverträgen wurden sie jedoch eindeutig als "zivile Hilfsorganisation" bezeichnet, entsprechend zivil waren auch die beiderseitigen Kündigungsrechte.

 

                                                                Lager Gablingen

 

                    Die Unterkunftsbaracken in Gablingen an der Bahnlinie Augsburg-Donauwörth.

 

Die LS-Wacheinheit ist angetreten (Bild links).

16 Hundeboxen und ein eigenes Trainingsgelände für die Vierbeiner besaß die Gablinger Hundestaffel (Bild rechts).

 

Der Speiseraum (Bild links). Der Clubraum (Bild rechts).

 

Durch die Verlegung des 4079th LSCo-Standortes nach Ulm mußten Augsburger Labor Service-Männer auch Objekte außerhalb Augsburgs bewachen. In Augsburg verblieben das 6930th LS-Center und die 4008th LS-Company. Bei einer Neuaufstellung 1957 wurde die Einheit in "Civilian Supports Units" umbenannt. Nicht mehr exakt nachvollziehbar ist, wann der Labor Service in Augsburg aufgelöst wurde. Im Zuge rigoroser Sparmaßnahmen fielen zwar Mitte der 60er Jahre zahlreiche LS-Einheiten dem Rotstift zum Opfer, kleinere Mannschaften der 1972 von Ludwigsburg verlegten 8904th Civilian Labor Group (CLG Lt Maint DS) haben jedoch noch in den 80er Jahren in der Augsburger Reese Kaserne technische Dienste verrichtet.

(Weitere Aufgaben des Labor-Service waren je nach Standort Pionierbau, Brückenwartung und -instandhaltung, Fernmeldewesen, Transport, Medizinische Betreuung, Bürowesen, Instandsetzung von Gebäuden, Munitionsbewegung, Fahrzeug-Instandhaltung, Betreiben von Depots u.a.).

 

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