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Die Sheridan Kaserne

 

Mit der nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten Zusammenfassung der drei Pferseer Wehrmachtskasernen in den Kasernenkomplex "Sheridan", entstand im Augsburger Westen ein zweiter großer US-Bereich neben der Reese Kaserne in Kriegshaber.

Die historischen Gegebenheiten waren einmal die nordwestlich des Grasiger Weg´s liegende General-Kneußl-Kaserne (auch Neue Infanterie-Kaserne genannt), zum Anderen die an Pfersee angrenzende Heeresnachrichten-Kaserne sowie die südliche Luftnachrichten-Kaserne. Die 1937 ganz im Norden begonnene (vierte) Kaserne blieb in den Grundzügen stehen und unvollendet. Die Amerikaner ordneten sie planmäßig zur General-Kneußl-Kaserne ein. Das ganze Areal betrug 1200 Meter von Nord nach Süd und rund 700 Meter in der Ost-West-Breite und bildete später mit 67 ha die größte Einzelkaserne Augsburgs.

Während die infanteristisch konzipierte "Kneußl-Kaserne" und die Heeresnachrichten- Kaserne hohe Unterkunftsgebäude mit drei Etagen (zusätzlich Dachgeschoß), Stallungen, Werkstätten und langzeilige Garagen aufwiesen, zeigte sich die im Süden gelegene, auch "Luftgaunachrichten-Kaserne" genannte Wehrmachtsanlage mit breiter gestreuten, niedriger gehaltenen Bauten. Hier dominierten vor allem großräumige Hofplätze sowie fünf jeweils knapp 160 Meter lange, massive Kfz-Hallen samt darüber liegenden Dachgeschossen.

Die Nennung in eine gesamtheitliche Sheridan Kaserne erfolgte erstmals 1953 nach dem Obergefreiten Carl V. Sheridan, der am 26. November 1944 auf dem Gelände der Wasserburg Frenz (Gemeinde Inden bei Weisweiler) heldenhaft gefallen ist und post mortem die Ehrenmedaille für "Die Tapfersten der Tapferen" erhielt.

(siehe auch: >Namensgebung Kasernen)

 

                           Der heutige Standort der Burg Frenz, wo Carl V. Sheridan gefallen ist.

 

Bis Herbst 1946 führten die Truppen der 71st und 9th Infantry Division die Bezeichnung "Pfersee Kaserne". Danach wurde der nordöstliche Teil der Kasernenanlage (Heeresnachrichten) von den Amerikanern als Patch Kaserne (Patch Barracks) geführt. Der schriftliche Befehl hierzu erfolgte vom Hauptquartier der US-Streitkräfte in Europa am 25. September 1946. Mit gleichem Befehl erhielt das restliche Kasernenareal die Nennung zur Sheridan Kaserne. Allerdings bezeichneten die Amerikaner die ehemalige General-Kneußl-Kaserne noch Jahre weiter als "Kneussel-Kaserne", wie dies alte Pläne belegen.

Die Amerikaner haben das Kasernenareal 1945 nahezu unbeschädigt übernommen und dauerhaft erhalten. Hinzu gebaut wurden vier Gästehäuser, eine Kirche (1951), der Ballsaal des Offiziersclubs, ein Flügel des späteren Kindergartens (vormals Mess Hall), eine Sporthalle (´Gymnasium´) nördlich des Athletic Fields, eine Bowlinghalle (1983) sowie zeitweise eine temporäre Fahrzeughalle im nördlichen Freigelände. Entfernt wurden unmittelbar nach dem Krieg ein paar unbedeutende Bauten südlich der Halle (Geb.)121, wie aus Luftbildern der U.S. Air Force im Nachhinein zu schließen ist. Die Amerikaner errichteten dort in den 50er Jahren ein eingezäuntes und bewachtes Munitionslager mit zunächst vier und alsbald vierzehn Lagerschuppen. Dies belegen Pläne, Luftbilder und Fotos aus der Zeit der Constabularys.

 

Um 1951: M26 Pershing Panzer der Constabularys vor Geb.146, damals noch nicht fertiggestellt (Foto: Del Tergo).

 

                                        Geb.146 im Jahr 2004 gegenüber dem Westfriedhof.

 

Die historische Zweiteilung des nördlichen Kasernenareals erklärt am Mittleren Weg auch zwei Hauptwachen: sowohl in den westlichen (General Kneußl-) wie in den östlichen (Heeresnachrichten-) Teil. Der Grasiger Weg bildete den südlichen, mit einer Mauer versehenen Kasernen-Gesamtabschluß und war damals eine öffentliche Straße. Ebenso verfügte die südliche Luftnachrichten-Kaserne über einen eigenen Wacheingang beim späteren "Pfersee Gate" (Geb. 104). Erst durch die amerikanische Zusammenlegung des Kasernenareals entstanden die später bekannten Ost-West-Tore des nicht mehr öffentlichen Grasiger Weg (Pfersee Gate, Stadtbergen Gate), der mit seiner schattigen Platanenallee allseits in Erinnerung blieb.

 

                           Der "Grasiger Weg": Trennungslinie zwischen Sheridan Nord und Süd.

 

               Die Pfersee-Torwache noch in den 80er Jahren. Erst später folgte der Wachcontainer.

 

   Früher Hauptwache der Heeresnachrichtenkaserne, später Sitz der Military Police (Gebäude 148).

 

Links: Hauptwache der General-Kneußl-Kaserne am Mittleren Weg. Nach Kriegsende als Hospital genutzt (Geb.152).

Rechts: Ehemalige Kantine/Mess Hall, später Verwaltungsgebäude (Geb.153), siehe auch unten.

 

                                                          Gebäude 149 im Jahr 2004.

 

Nach Kriegsende belegten zunächst die Occupationstruppen der 71th Infantry Division und ab Oktober 1945 auch die 9th Infantry Division die (spätere) Sheridan Kaserne. Der Abschnitt Kneußl- (Infanterie-) Kaserne wurde ab November 1945 vom 115th Station Hospital mit zunächst 250, bis etwa 1947 noch mit 150 Betten genutzt. 1946 zogen dann Einheiten der Besatzungspolizei 74th Constabulary Squadron, 5th Cavalry Regiment und zwei Jahre später das gepanzerte 2nd Armored Cavalry Regiment ACR ("Dragoons") ein. Am 12.02.1951 besuchte der Oberkommandierende der Atlantischen Streitkräfte, General Dwight D. Eisenhower, die Einheit in Augsburg. Mit dem Koreakrieg und der Verschärfung des Ost-West-Konfliktes erfolgte der Wechsel zu Truppenverbänden aus den Reserven der Nationalgarde, wie 28th, 43rd und schließlich zur regulären 5th Infantry Division bis Februar 1956.

Ab 1956 beherbergte die Sheridan Kaserne u.a. große Teile der 11th Airborne (Luftlande-) Division, die im Juli 1958 in die 24th Infantry Division umgebildet wurde. Die lange Anwesenheit dieser auch auf ein atomares Gefechtsfeld ausgerichteten Truppe prägte bis 1970 das Augsburger Garnisonsleben in und außerhalb der Kasernen in erheblicher Weise. In den nachfolgenden knapp drei Jahrzehnten bis zur Standortauflösung beherrschten u.a. verschiedene Artillerieeinheiten der VII. Corps Artillery, bis 1982 das dritte Bataillon des 63. Panzerregiments mit M60- und zuletzt M1 Abrams-Panzern sowie diverse Sicherheits- und Nachrichtendienste die Szene in der Sheridan Kaserne, darunter die in Gablingen tätige 701st Military Intelligence Brigade bzw. die 66th MI Brigade (später Group). Als militärische Spezialität residierte in Geb.117 der Sheridan Kaserne auch eine nachrichtendienstliche Einheit der US-Marine von 1973 bis 1996, nämlich die Naval Security Group Activity Augsburg. In blütenweissen Uniformen verrichtete sie ihre Aufgabe in der Field Station Gablingen.

(Siehe auch: Kasernenleben >Navy Day Ball 1994)

 

                            Frühgeschichte: Stabsgebäude 101 zur Airborne-Zeit (511th Infantry).

 

Die 11th Airborne Division verfügte auch in der Sheridan Kaserne über einen Übungsturm für die Fallschirmspringer. Diese Aufnahme entstand gleich rechts nach dem "Pfersee-Gate" auf dem Freigelände der ehemaligen Heeresnachrichtenkaserne.

(Foto: Dillon Prendergast)

 

Links: Das Eingangsportal zu Geb.101 nach Abzug der US-Truppen.

Rechts: Der letzte Kommandeur in "101" war weiblich: Oberst Barbara G. Fast.

 

                                                    Das Stabsgebäude 101 im Jahr 2004.

 

                                Das Gebäudeensemble von Nr.101 (oben) bis Nr. 106 (unten).

 

Die Sheridan Kaserne nahm auf Grund ihrer Gesamterscheinung gegenüber den anderen Kasernen stets einen besonderen Nimbus ein. Nicht zuletzt wurden gerade dort im Offizierskasino kulturelle und militärische Feiern abgehalten und mitunter prägende Entscheidungen getroffen. Die 600 Meter lange und 80 Meter breite Wiese im südlichen Kasernenteil ermöglichte den US-Truppen ebenfalls großzügige Paraden, Hubschrauberübungen im Kalten Krieg oder die sportliche Nutzung ("Athletic Field"). Nirgendwo im Augsburger Stadtgebiet gab es auch einen Platz, der dem Auge eine derart unverbaute Weitsicht bot.

 

                        Freie Sicht von West nach Ost: Im Hintergrund der Hotelturm in Augsburg.

 

Nach Jahrzehnten der Anlagenpflege gewann die Kaserne letztlich das Aussehen, wie es von den einstigen Planern in ihrer Kasernenphilosophie und zur militärischen Lufttarnung wohl vorgesehen war. Der dichte Baum- und Grünbestand verlieh der Sheridan Kaserne zusammen mit ihren ideologisch geprägten Militärgebäuden an jeder Stelle ein anderes, unvergleichliches Kasernenambiente. Die Amerikanisierung der nationalsozialistischen Kasernenbaukultur war historisch einmalig und führte über Jahrzehnte hinweg zu einer ungewöhnlichen militärischen Optik zwischen Erbauerdenken und tatsächlichem Nutzer.

Sie fühlten sich dort wohl, die amerikanischen GIs. Die "Sheridan" ist für viele ehemalige Soldaten, deren Angehörige (und auch Augsburger Bürger) ein kurzes oder gar lebenslanges Stück Heimat geworden, an die sie sich auch nach Jahrzehnten immer noch gerne erinnern. Die Eingriffe der Konversion haben diese Stadt- und Zeitgeschichte jedoch vor Ort ausgelöscht und machen sie heute für die amerikanischen Besucher nicht mehr nachvollziehbar. Mit diesem Rückblick will Amerika in Augsburg e.V. die Sheridan Kaserne in der Erinnerung aller dort beteiligt Gewesenen bewahren.

(Siehe auch: Standort Augsburg > Sheridan Recreation Center, Sheridan Offizierskasino, Alltag in der Sheridan Kaserne, Artilleriekanonen).

 

                                         Sommerliche Blickwinkel in der Sheridan Kaserne.

 

                                                 Herbststimmung in der Sheridan Kaserne.

 

                                      Die Bank und der "Genuß von Freiheit und Abenteuer".

 

                                 Das Headquarters Geb.165, anfangs als Mess Hall genutzt.

 

                                          Typischer Unterkunftsblock im Nordteil der Kaserne.

 

                              Mess Hall Geb.118 auf der Westseite der Sport- und Paradewiese.

 

                                   Geb.104: Anfangs Wachgebäude, später Sitz der Militärjustiz.

 

Links: Werkstattgebäude 167.

Rechts: Das Postgebäude (U.S. Mail) im Südosten der Kaserne.

 

Links: Eine der großen Fahrzeughallen im Südteil.

Rechts: Einfahrt am Stadtberger Tor, rechts Kfz-Hallen.

 

                        Geb.125 (Fahrzeughalle) mit befestigten Abstellflächen auf der Rückseite.

 

               Kasernennüchternheit mit Ambiente: Geb.156, 155 und die deutsche Kantine (rechts).

 

Links: Geb.157 im Jahr 1956 (Foto: Dillon Prendergast).

Rechts: Gleicher Unterkunftsblock im Jahr 2004.

 

Links: Die amerikanische Sporthalle am Athletic Field.

Rechts: Beim Abriß der Sporthalle zum Vorschein gekommen: ein Wehrmachtsbunker mit meterdicker Betondecke.

 

Links: Südwestecke mit kleinem Richtfunkturm und TÜV-Gebäude (hinten rechts).

Rechts: Wegweisung am Nestackerweg zum Stadtbergen Gate.

 

                                                  Winterstimmung in der Sheridan Kaserne.

 

Der legendäre "Bunker" prägte über Jahrzehnte das Erscheinungsbild der südlichen Sheridan Kaserne und die Erinnerungen der US-Soldaten und Soldatinnen, der dortigen Zivilangestellten und vieler Augsburger Bürger. Er war das Fragment einer mißglückten Ruinensprengung, die mit Rücksicht auf die benachbarten Wohngebiete nicht im erforderlichen Ausmaß durchgeführt werden konnte. Zu fest und gigantisch waren die Betonmassen der langgezogenen Garagenhalle, eine der fünf in der einstigen Wehrmachts-Luftnachrichtenkaserne. Trotzdem gab es jede Menge zerbrochener Fensterscheiben.

Im Verlauf der alliierten Luftangriffe erhielt der südöstliche Block im letzten Kriegsjahr einen Bombentreffer und konnte nur noch in Einzelteilen abgetragen werden. Die amerikanischen Truppen nahmen den Betontorso als Bldg 129 in ihren Consolidatedplan auf und nutzten ihn später lange als Unterstand für Fahrzeuge. (Foto: Amerika in Augsburg e.V.).      

 

Im August 1945 fotografierte ein amerikanischer Soldat die bombardierte Fahrzeughalle. Sein Erinnerungsbild tauchte nach rund 70 Jahren in einer Versteigerungsplattform auf. Im Zuge der Konversion wurde die spätere Ruine mit modernen Hydraulikmaschinen umweltschonend beseitigt. (Foto: Archiv Amerika in Augsburg e.V.).

 

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