Am 30. Oktober 1945 erhalten Curt Frenzel und Johann Wilhelm Naumann von der US-Militärregierung die Lizenz Nummer 7 für die Gründung einer Tageszeitung. Überreicht wurde sie durch Oberst Barney McMahon. Die Lizenzierung ist in diesen Tagen die Voraussetzung für den Aufbau einer Tageszeitung. Diese Praxis soll dafür sorgen, dass Medien nur von denjenigen gestaltet werden, die nicht in die Herrschaft der Nazis verstrickt waren. Die Ausgabe von Lizenzen wird die deutsche Zeitungslandschaft grundlegend verändern. Die vor allem in den USA und Großbritannien beheimatete gute journalistische Tradition der Trennung von Nachricht und Meinung war in Deutschland bis dahin vielerorts unbekannt. Das wird sich ändern und dafür steht auch die Person Curt Frenzel, der in den folgenden Jahren die „Schwäbische Landeszeitung“, später die „Augsburger Allgemeine“ maßgeblich prägen wird. Für den im Jahr 1900 in Dresden geborenen Frenzel wird die neue Zeitung zur Lebensaufgabe. Der stellvertretende Chefredakteur der „Chemnitzer Volksstimme“ war von den Nazis mit Berufsverbot belegt worden, er geriet in Haft und verlor die Grundlage seiner Existenz. Doch nach der „Stunde Null“ sollte seine Stunde kommen. Am Tag der Lizenzverleihung, jenem denkwürdigen 30. Oktober 1945, spricht Frenzel von der Blutschuld des Nationalsozialismus, den grausamen Verbrechen, den Konzentrationslagern und der Schuld der deutschen Militärs. Er nennt die siegreichen Alliierten „Befreier“ - und nimmt damit Richard von Weizsäckers berühmte Formulierung des 8. Mai 1945 vorweg.