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Religiöse Kultur

 

Unmittelbar nach Kriegsende bemühten sich die amerikanischen Siegestruppen bereits um die Neubelebung religiöser Aktivitäten. Schon einen Tag später, am 29. April 1945, hielt die U.S. Army einen Feldgottesdienst in der St. Anna Kirche ab. Am folgenden 6. Mai fand dort wieder ein Sieges- und Dankesgottesdienst statt, in dem Army Chaplain S. Donnelly eine Erklärung verlas. Eine Woche später gedachte man in einem großen Gottesdienst dem europaweiten Sieg der Alliierten. Am 20. Mai 1945 versammelten sich rund 1200 US-Soldaten zu einem Gottesdienst bei St. Anna. Weiterhin wurden durch das Hauptquartier der 7. US-Armee Friedensgottesdienste abgehalten, wie in Filmen vom 30. Mai 1945 festgehalten (Army Pictorial Center NY). Ebenso belegt dies ein vorliegendes Originalpapier vom Sonntag Morgen, 17. Juni 1945 aus der St. Anna Kirche. Bis Februar 1946 war auch der Chor der zu dieser Zeit anwesenden 71st Infantry Division in den großen Augsburger Kirchen aktiv.

Den religiösen Bedürfnissen der Soldaten und ihrer Familien wurde in den 1950er Jahren mit dem Bau von kleineren Kirchen (sog."Chapels") Rechnung getragen. Nach einheitlichen Baunormen entstanden so in fast allen deutschen US-Standorten bis 1970 rund 150 Kirchen mit dennoch leicht unterschiedlicher Architektur. Diese lagen in Augsburg in der Flak Kaserne, Sheridan Kaserne, Gablingen Kaserne und im Wohngebiet Centerville. In der Reese Kaserne befand sich kein eigener Kirchenbau, eine entsprechende Nutzung wurde jedoch in einem zentral gelegenen Gebäude des dortigen Kasernenareals geschaffen. Die jeweiligen Baumuster der Chapels zeichneten sich insbesondere durch ihre meist kleinen Glockentürmchen aus, die es in offener oder geschlossener Bauweise gab. Die Glocken waren klein und entsprechend hell im Ton. In den frühen Jahren verfügte die Sheridan Kaserne sogar schon über eine Kirche am Eingang des Pfersee Gates (Geb. 168), die für 240 Besucher Platz bot, sich jedoch wie in der "Reese" in einem Gebäude der früheren Wehrmachtsnutzung befand. Bereits im Sommer 1945 richteten US-Soldaten im Dach des Hauptquartiers der 71st Infantry Division (Flak Kaserne, Gebäude 208) einen Kirchenraum ein. Sie wurde als 251st QM Chapel geführt. Anfang der 1950er Jahre sind auch Kirchenräume in der Infantry Kaserne, im Flak Hospital sowie eine Artillery Chapel verzeichnet.

Die Kirchen ("Chapels") konnten von allen Religionen und Konfessionen wie auch der jüdischen Gemeinde genutzt werden. Die Zusammenarbeit unter den verschiedenen Priesterkollegen sei weitgehend unproblematisch verlaufen. Ebenso standen der freiwillige Religionsunterricht, Bibelstunden und Chorgesang unter der "Religious Service & Activities for U.S. Forces in Augsburg". In den Kirchen fanden auch Taufen und Hochzeiten statt, und manche junge Augsburgerin gab hier einem US-Soldaten das Ja-Wort fürs Leben. Andererseits sind 1986 sogar katholische amerikanische Firmlinge in der Kriegshaber St. Thaddäus Kirche vom Augsburger Bischof gefirmt worden. Es gab eine gute Zusammenarbeit zwischen den katholischen, evangelischen und amerikanischen Dienststellen von Augsburg. Ebenso wurden Trauergottesdienste für Soldaten abgehalten, die in ihrer Dienstausübung oder in der Freizeit ums Leben kamen.

Im Advent 1986 begann das evangelische Dekanat gemeinsame deutsch-amerikanische Gottesdienste, wechselweise halbjährlich in St. Anna (Advent) und zu Pfingsten in der Sheridan Chapel. Offiziell gab es keine kirchlichen Feiertage, man sprach angesichts der strikten Trennung von Kirche und Staat von einem christlichen, nicht vom kirchlichen Leben. Gottesdienste wurden auch aus Anlaß von Abiturfeiern abgehalten.

Die Chaplains wechselten wie die meisten Truppenteile im dreijährlichen Turnus. Bis zu sieben Militärpfarrer waren in Höchstzeiten tätig, überwiegend aus den unterschiedlichen evangelisch geprägten Gemeinschaften. Sie standen alle im Offiziersrang und absolvierten eine reguläre militärische Ausbildung. Auch nahmen sie an Manövern teil und zur Zeit der 11th Airborne Division scheuten sie keineswegs den gemeinsamen Fallschirmabsprung mit ihren Schützlingen. In internen Unterlagen werden sogar noch im Jahr 1988 neun Chaplains mit ebenso vielen Assistenten erwähnt, die ihre Büros im Bldg 116 der Sheridan Kaserne hatten. Den afro-amerikanischen Soldaten stand für ihre eigene, gefühlsbetonte Gottesdienst-Spiritualität sogar ein eigener Pfarrer zur Seite.

Im Standort Augsburg waren die amerikanischen Garnisonskirchen auf den ersten Blick kaum auffällige Merkmale, welche hier aber gerade deshalb in ihrer Ursprünglichkeit gezeigt und in kultureller Erinnerung bewahrt werden sollen.

 

Öffentliche Teilnahme

 

Soldaten der 11th Airborne Division begleiten 1957 eine Fronleichnamsprozession in der Innenstadt. Im Vordergrund weiß gekleidete Kommunionmädchen.

(Foto: Dillon Prendergast).

 

Gablingen Kaserne

 

Eine absolut baugleiche Kirche wurde auch im Standort Wertheim gebaut (Foto unten). Sie unterschied sich erheblich von den anderen Augsburger Kasernenkirchen. Fast identische Ausführungen sind u.a. auch aus Mannheim und Heidelberg bekannt.

 

Nach dem Abriß des Glockenturmes und dem Zumauern der großen Fenster wurde das Gablinger Kirchengebäude zweckentfremdet weitergenutzt. Es befand sich im Nordteil des Kasernengeländes. Die Planzeichnungen sind 1952 datiert.

 

Sheridan Kaserne

 

Eine Aufnahme von 1957 zeigt die Kirche über das Sportfeld. Die weiteren Farbbilder entstanden 2004 (Foto oben: Dillon Prendergast).

 

Mit einem später schmucklos aufgesetzten Türmchen diente das Gebäude 168 in frühen Jahren als Kirche, später u.a. als Clubraum für Pfadfinder. Es befand sich unmittelbar am Grasiger Weg an einer ehemaligen Einfahrt zur Heeresnachrichten-Kaserne. Während es 1951 angeblich als Clubraum umgebaut und von den weiter westlich angrenzenden Wehrmachtsgebäuden abgetrennt worden sei, ist es noch mindestens 1959 als Chapel im offiziellen Kasernenplan enthalten. Fotos von der 11th Airborne Division 1956-58 belegen die Nutzung als Kirche mit einem spitzen Glockentürmchen.

 

Flak Kaserne

 

Die evangelische Flak Gospel Chapel mit spezieller Musik-und Gottesdienstgestaltung entsprach baulich der Sheridan Chapel. Mit der neuen Nutzung durch eine andere Konfession wurde die Einrichtung geringfügig verändert.

 

 

Centerville

 

                                    Die Kirche wurde nach erheblichen Veränderungen erhalten.

 

Reese Kaserne

 

Das Gebäude 36 diente abseits der großen Fahrzeughallen den kirchlichen Diensten in der Reese Kaserne. Ursprünglich wies es auch einen kleinen Glockenturm auf.

 

                    Taufe in der Reese Chapel durch den Militärpfarrer. (Foto: 1st/36 Field Artillery)

 

Brigadegeneral C. K. Gailey von der 43rd Infantry Division (links) liest 1952 mit Chaplain (Major) James D. Marler in einer neuen Bibelausgabe.

 

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