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Reese Recreation Center

 

Nach Entwürfen des Heeresbauamtes Augsburg von 1935/36 entstand bis Ende 1937 ein gemeinsames Offiziersheim für die drei Heereskasernen Arras, Panzerjäger und Somme zwischen Somme- und Langemarckstraße. Dieses "Reichswehr-Offizierskasino" an der Sommestraße wurde am Rande des Kasernenareals gebaut, wie dies der damaligen Militärkultur in Deutschland entsprach. Die materiellen Akzente des Gebäudes glichen anderen deutschen Offiziersheimen in prunkvoller Ausstattung, massiven Bauelementen sowie ausdrucksvollen Baumaterialien: rote Marmortreppen, schwere Eichenholztüren, oberflächenbearbeiteter Beton, Solnhofener Platten, Schwingtüren mit schmiedeeisernen Beschlägen usw.. Auch hier galt wie im Offiziersheim der Luftnachrichtenkaserne (später Sheridan Kaserne) die Repräsentation des deutschen Militärwesens und der Offizierselite. Die steilen Dachneigungen vermittelten psychologisch Größe, Macht und Festigkeit. Auch Häuser sollten Stolz ausdrücken...

Die damaligen Erbauer konnten es sich bestimmt nicht vorstellen, daß schon ein Jahrzehnt später eine fremde militärische Besatzungsmacht dieses Gebäude für ihre eigene Repräsentation und Freizeitgestaltung benutzen würde, zumal es an den Folgen des selbst hervorgerufenen Krieges keinen Schaden nahm. Als Offiziersclub und Guest House wurde es von der U.S. Army in Augsburg nahtlos übernommen, um später als Recreation Center der drei zusammen gefassten Kasernen (Reese Kaserne) den GI´s zur Verfügung zu stehen.

Der als Gebäude 33 verzeichnete Komplex beherbergte zunächst den Verwaltungssitz für die Augsburger US-Freizeiteinrichtungen und im Nordflügel die Standortbücherei, die später in die Sheridan Kaserne überwechselte (Geb. 116). Im Theateranbau war in den 60er Jahren das ACT-Community Theater zuhause, ebenso Jazz und Rock. 1982 fand der Theatersaal seine heutige Vollendung. Der Recreation-Teil verfügte über Speisesaal, Cafeteria, Leseecken, TV, Kaminzimmer, Billardraum und "Workshop Rooms" sowie ein Fotolabor, das später in Geb. 112 der Sheridan Kaserne verlegt wurde. Im Bereich der heutigen Restaurantküche war ab ca. 1978 eine Küche für Kochkurse untergebracht, aus der man später das kleine (U.S.) Patio Café versorgte.

In Gebäudemitte gab es einen Saal für Ballett, Gymnastik und Bauchtanz, heute noch Ballettsaal genannt. Im Nordflügel befand sich u.a. der Ski- und Caravanverleih (Outdoor), dessen Fahrzeuge in zwei hölzernen Carports nördlich des Parkplatzes abgestellt waren. Der Keller beherbergte außerdem eine Theatergarderobe sowie schalldichte Übungsräume für Amateur-Bands.

Schon 1953 erhielt das "Recreation" einen südlichen Anbau in Flachdachbauweise, der gar nicht so recht zum übrigen Gebäude passen wollte. Zunächst als Kantine und Snack Bar genutzt, galt er ab 1970 als Pool Hall (Billard) für Armeeangehörige, daneben war ein Ceramic Center für Töpferarbeiten eingerichtet. Ab 1980 wurde er als Fitnesshalle einer weiteren Verwendung zugeführt, das Ceramic Center wechselte zu einer Saunaanlage über.

Im Jahr 1985 fand im Zuge einer umfassenden Kasernensanierung auch eine aufwendige Restaurierung des "Building 33" statt, die der damalige Leiter der Bauplanungs- und Ausschreibungsabteilung des U.S. Standorts Augsburg mit historischem Engagement vorantrieb. Galt es doch den originalgetreuen Zustand des damaligen Offiziersheim zu erhalten bzw. verloren gegangene Details wieder herzustellen. So wurden hölzerne Originaltüren restauriert oder gar neu nachgebaut, die Außenputzstruktur wie die Dachziegel beibehalten und Modernisierungen der Fenster in Einklang mit der historischen Bauweise gebracht. Dachrinnen, Fallrohre und der Turmhelm des Eingangsturms wurden in Kupfer erneuert, wobei die Helmspitze des Turms eine vergoldete Kugel erhielt. Zu der darin gefundenen Hindenburg-Briefmarke samt Lieferschein mit zahlreichen Handwerkerunterschriften aus der Erbauungszeit wurde u.a. eine Urkunde mit den Daten der Sanierung einschließlich der Nennung der amtierenden Präsidenten (U.S. / BRD) gelegt, die der damalige General unterschrieb. Auch die innere Haustechnik erfuhr eine Generalerneuerung, ohne die Gestaltung der Räume zu beeinträchtigen. Die Kosten für diese Restauration beliefen sich auf 1,3 Millionen US-Dollar.

Obwohl inzwischen unter Denkmalschutz gestellt, litt die innere Ausstattung im heutigen Gastronomiebereich durch eine jüngst auf Zweckmäßigkeit gerichtete Umgestaltung, so daß Mobiliar, Farben und Raumaufteilung nicht mehr die ursprüngliche US-Atmosphäre vermitteln können.

Eine besondere Aufenthaltsqualität besitzt und besaß die auf zwei Ebenen angelegte Gartenterrasse auf der Westseite des Hauses. Im Schutze des Gebäudewinkels waren Abende im Sonnenuntergang mit freiem Blick auf den bekannten Gittermast-Funkturm der absolute amerikanische Tagesausklang auf Augsburger Boden. Bis auf den Sendemast (2008 gesprengt) ist jedoch das Ambiente der Terrasse nach wie vor erhalten und mit zeitgemäßer Ausstattung gastronomisch verbessert worden.

 

            Vom Offiziersheim über Recreation Center zum Kulturhaus abraxas: Sommestraße Nr. 30

 

                               Links: Haupteingang von innen. Rechts: Treppe im Nordgebäude

 

                          Links: ehemaliger Ballettsaal. Rechts: Haupteingang mit Zwischentreppe

 

                                Restaurantküche und Ballettsaal (EG) im Mittelteil des Gebäudes

 

                                             Restaurantbereich mit amerikanischer Bestuhlung

 

                                                   Gartenterrasse auf der Westseite mit Wiese

 

                                                      Links: Billardraum. Rechts: Theaterraum

 

  Das Recreation Center in den 1950er Jahren. Damals auch als Bavarian Cross Roads Club bekannt

 

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